26. Mai. 2022
Die WSG Tirol unterliegt im Playoff-Hinspiel zur Qualifikation für die Conference League Rapid Wien knapp mit 1:2. Giacomo Vrioni trifft zum 19. Mal. Am Sonntag folgt das große Finale in Wien-Hütteldorf.
Das Wetter war herrlich. Die Temperatur hochsommerlich. Die Ausgangslage prickelnd. Und die Stimmung phasenweise fantastisch. Das Hinspiel im Playoff für die Qualifikation zur UEFA European Conference League lockte 5873 Besucher, 700 davon aus Wien-Hütteldorf, auf den Innsbrucker Tivoli – trotz verlängertem Wochenende, das der gelernte Tiroler normal am Gardasee verbringt. Die souveräne Vorstellung im Playoff-Halbfinale zuletzt gegen den LASK zeigte Wirkung. Und die, die gekommen waren, bekamen die gleiche Startelf zu Gesicht, wie jene vor drei Tagen. Mit dem gleichen System. Ein 5-3-2, mit Žan Rogelj und Kofi Schulz auf den defensiven Außenbahnen. Mit Julius Ertlthaler, Valentino Müller und Bror Blume als kreative Spielgestalter. Und der 27-Treffer-Offensive rund um Giacomo Vrioni und Thomas Sabitzer im Sturm.
Blitzführung für Rapid
Die ersten offensiven Momente im Spiel gehörten allerdings Rapid. Der Abschluss
von Christoph Knasmüller (7.), von der 16er-Grenze aus, wurde von der Tiroler
Defensive geblockt. Halbchancen von Marco Grüll (8.) und Robert Ljubicic (9.)
folgten. Ehe wieder Grüll (10.) eine Minute später, nach Ballverlust von Fabian
Koch gegen Ljubicic in der eigenen Hälfte, die Hoffnung der Tiroler auf ein
zu-Null-Spiel schon in der Anfangsphase zunichtemachte. Grülls neuntes Saisontor.
Bitter für die WSG – für die es gleich danach sogar noch bitterer wurde. Neuerlich
nach einem Ballverlust im Mittelfeld, diesmal von Bror Blume. Jonas Auer (13.) erkämpfte
sich die Kugel, umschiffte die Tiroler Hintermannschaft im Stile eines
Slalomfahrers und schloss trocken ab. Auers erster Saisontreffer zum denkbar
ungünstigsten Augenblick.
Giacomos Nr. 19
Die Elf von Cheftrainer Thomas Silberberger benötigte eine Viertelstunde, um
sich vom Schock zu erholen. 15 Minuten, in denen Bernhard Zimmermann die Chance
gehabt hätte, sogar auf 3:0 zu stellen. Da der 20-Jährige aber scheiterte, nutzte
Giacomo Vrioni die erste Tiroler Möglichkeit im Spiel, um auf 1:2 zu verkürzen.
Der 23-Jährige, von Žan Rogelj hervorragend bedient, ließ mit einem Haken wie
aus dem Lehrbuch Kevin Wimmer ins Leere laufen und mit seinem coolen Abschluss
Paul Gartler keine Chance. Die Juventus-Leihgabe zog mit seinem 19. Saisontor
mit dem Führenden der ADMIRAL-Torschützenliste, Karim Adeyemi, gleich.
Mit 1:2 ging’s in die Kabine. Und personell unverändert wieder raus. Die erste gefährliche
Aktion in Hälfte zwei hatte die WSG. Genauer genommen abermals Giacomo Vrioni
(53.). Der 23-Jährige erkämpfte sich an der Mittellinie den Ball, sah, dass
Gartler weit vor dem Tor stand und startete einen Versuch, der den knapp 6000
Fans kurz den Atem nahm. Vrionis Ball ging nach langer Flugbahn aber knapp
neben das Tor. Hätte er getroffen, wär‘s wohl das Tor des Jahres geworden.
Schulz in Wien gesperrt
Es folgten 40 Spielminuten mit viel Kampf, wenig Chancen hüben wie drüben und
einer Vielzahl an Aus- und Einwechselungen. Rapid wechselte vier Mal, die WSG einmal
mehr. Tore gab’s keine mehr. Dafür musste Kofi Schulz mit Gelbrot noch vom Feld
– eine weitere Sorgenfalte für Silberberger. Nach 93 Spielminuten pfiff
Schiedsrichter Sebastian Gishamer die Partie ab.
Die letzte Ausfahrt der Saison liegt damit in Wien Hütteldorf. Vor dem
Saisonfinale im Allianz Stadion (Sonntag, 17 Uhr) ist Rapid damit „in der
Pole-Position“ (OT Silberberger). Geschlagen gibt sich die WSG aber noch nicht.
Ein Auswärtstor in Hütteldorf, dann steppt der Bär. Europa ist immer noch nur einen
einzigen Sieg entfernt.
WSG Tirol – Rapid Wien 1:2 (1:2)
26. Mai 2022 | Tivoli | Schiedsrichter
Sebastian GISHAMER
Tore: Vrioni (27.); Grüll (10.), Auer
(13.)
Gelb-Rot: Schulz (89.)
Die WSG
spielte:
Ferdinand OSWALD; Žan ROGELJ (72. Felix BACHER), Fabian KOCH
(88. Alexander RANACHER), Raffael BEHOUNEK, Dominik STUMBERGER, Kofi SCHULZ;
Julius ERTLTHALER (57. Stefan SKRBO), Valentino MÜLLER (57. Sandi OGRINEC), Bror
BLUME; Thomas SABITZER (72. Tim PRICA), Giacomo VRIONI.
Der SK Rapid spielte:
Paul GARTLER; Martin MOORMANN, Kevin WIMMER, Maximilian HOFMANN (45. Leopold
QUERFELD); Pascal FALLMANN; Robert LJUBICIC (75. Moritz OSWALD), Emanuel AIWU; Jonas
AUER, Christoph KNASMÜLLER (60. Kohya KITAGAWA), Marco GRÜLL (75. Denis
BOSNJAK); Bernhard ZIMMERMANN (60. Nicolas BINDER).
Stimme zum Spiel:
Thomas Silberberger (WSG-Cheftrainer) ...
… zum Spiel: „Sie haben uns zu
Beginn den Stecker gezogen. Wir hatten zwei katastrophale Ballverluste im
Aufbauspiel. Sie waren jeden Abpraller schneller als wir. Bis zum Anschlusstreffer
waren wir nicht präsent – so ehrlich müssen wir sein. Da hat man gesehen, dass uns
die geistige Frische fehlt. Mit dem Anschlusstreffer sind wir ins Spiel
gekommen, danach aber nicht mehr wirklich zwingend geworden. In der zweiten Halbzeit
war auf beiden Seiten nichts mehr Zwingendes dabei. Um noch einmal richtig ins
Spiel zu kommen, haben die Impulse der Wechselspieler gefehlt. Rapid hat verdient
gewonnen und liegt verdient zur Halbzeit vorne.“
… zur Chancenverteilung: „In ganz Europa
hat es bei den Relegationsspielen keinen Heimsieg gegeben. Wir wissen, dass wir
in Hütteldorf aufgrund der Auswärtstorregel, die heuer noch gilt, auf jeden
Fall zwei Tore machen müssen – unabhängig davon, ob wir ein Gegentor erhalten
oder nicht. Wir werden uns einen Plan zurechtlegen, um das möglich zu machen.
Rapid ist jetzt in der Poleposition, aber abschreiben würde ich uns noch nicht.“
… zu Giacomo Vrioni: „Dass er
Torschützenkönig wird, hab‘ ich nicht von Beginn an gesehen. Aber er ist schon
im Sommer, als er zu uns kam, durch die Decke gegangen. Zwei Tore gegen Rakow,
zwei gegen Sandhausen. Als er dann auch noch gleich gegen die Wiener Austria
traf, wusste ich, dass wir einen Bombenstürmer haben. Er ist dann halt auch in
ein Loch gefallen, so wie damals Baden Frederiksen. Und jetzt geht ihm vieles
auf. Da sieht man, was das Selbstvertrauen mit einem Spieler machen kann.“
Fotonachweis: GEPA pictures
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