25. Mai. 2022
Die WSG Tirol trifft im Playoff um ein Ticket für die Qualifikation zur Conference League auf den SK Rapid Wien. Bei den Tirolern regiert die Leichtigkeit des Seins, der Rekordmeister steht unter Druck.
Für die einen ist Europa das, wo man gerne mal hin würde.
Ein Ort, den man eigentlich nur von Erzählungen her kennt. Wo ‚jogo bonito‘ gelebt
und Geld auf Bäumen wachsen soll. Im Vorjahr schüttete die UEFA in der
Conference League jedem Teilnehmer der Gruppenphase 2,8 Millionen Euro aus. Nur
für die Teilnahme. Jeder Punkt wurde zusätzlich mit 166.000 Euro prämiert.
Für die anderen ist dieses Europa so notwendig, wie der berühmte Bissen Brot –
um finanziell nicht zu verhungern. Ohne den Zwischenstopp im
UEFA-Schlaraffenland droht die kommende Saison nämlich vom Anpfiff weg eine zu
werden, in der mehr die Peitsche regiert als das Zuckerbrot.
Ein Spiel, zwei Welten
„Rapid muss die zwei Spiele spielen, wir dürfen“,
drückte WSG-Kapitän Ferdinand Oswald im Vorfeld der Partie mit seinen Worten das
aus, was die zwei Welten voneinander unterscheidet. „Wir haben die Leichtigkeit
des Seins. Der schwere psychologische Rucksack steht in Hütteldorf“, umschreibt
WSG-Cheftrainer Thomas Silberberger das gleiche Phänomen ein wenig anders. Was beide
vereint: die WSG darf, Rapid muss. Was angesichts des Kaders auch nicht
wirklich verwundert. Während der Rekordmeister aus Wien auf transfermarkt.at mit mehr als 36
Millionen Euro Kaderwert nach Serienmeister Red Bull Salzburg als klare Nummer
zwei in Österreich geführt wird, tummeln sich die Tiroler mit knapp 11
Millionen Euro im unteren Viertel der Liga. Jungstar Yusuf Demir hat dem beliebten
Onlineportal zufolge nahezu den gleichen Transferwert, wie der gesamte
WSG-Kader.
Und auch die Wettanbieter sehen die Rollen für David (WSG) und
Goliath (Rapid) klar verteilt. Für einen Heimsieg von David bietet Ligasponsor
ADMIRAL pro gesetztem Euro mehr als das Dreifache. Wer auf einen Auswärtssieg von
Goliath setzt, bekommt seinen Einsatz im Erfolgsfall ‚nur‘ verdoppelt retour.
Zahlen, die hinsichtlich Favoritenrolle zwar eine deutliche Sprache sprechen, den
WSG-Cheftrainer aber dennoch nur bedingt beeindrucken. Silberberger weiß um die
Stärken seiner Mannschaft. Und kennt die Schwächen des Gegners. Und genau in
diese Wunde soll nun zwei Mal 90 Minuten lang Salz gestreut werden, damit die Reise
in Richtung Schlaraffenland weitergeht und nicht schon in Wien Hütteldorf endet.
Das Hinspiel im Playoff zu Qualifikation für die UEFA Conference League wird am
Freitag (17 Uhr) im Tivoli angepfiffen.
WSG Tirol – SK Rapid Wien
Donnerstag, 26. Mai 2022 | 17:00 Uhr | Tivoli | live auf Sky
Was man wissen muss, um am Ball zu bleiben:
-
1,7:1.
Die
WSG Tirol hat aus den letzten zehn Spielen 17 Punkte geholt, pro Spiel 1,7
Zähler. Rapid Wien hat es in der Meisterrunde auf einen Punkteschnitt von 1,0
gebracht.
-
5:2. Die
WSG Tirol hat im Rahmen der Qualifikationsgruppe fünf ihrer zehn Partien
gewonnen. Der Rekordmeister blieb im Meister-Playoff mit zwei Siegen aus zehn
Partien weit hinter den eigenen Erwartungen.
-
18:8.
Topscorer der WSG ist Giacomo Vrioni. Der Italo-Albaner hat gegen den LASK
zuletzt mit seinem 18. Treffer den Vereinssaisonrekord von Nikolai Baden
Frederiksen aus dem Vorjahr eingestellt. Nur mehr ein Tor fehlt auf Karim
Adeyemi, der mit 19 Saisontreffern die Torschützenliste der ADMIRAL Bundesliga
anführt. Die Nummer 2 bei den Tirolern ist Thomas Sabitzer mit neun
Volltreffern. Topscorer von Rapid ist Marco Grüll mit bislang acht Saisontoren.
WSG-Coach Thomas Silberberger auf die Frage, …
…
was er sich vom Hinspiel gegen Rapid am Tivoli erwartet: „Am
meisten gespannt bin ich darauf, wie viele Zuschauer ins Tivoli kommen. Ich
erwarte mir eine tolle Zuschauerkulisse. Jeder, der etwas mit Fußball in Tirol
zu tun haben will, sollte morgen im Tivoli sein. Die Stimmung war am Montag
(Anm.: LASK-Spiel) schon sehr gut. Das letzte Europacupspiel war 2001, hab‘ ich
gelesen. Vielleicht schaffen wir die Sensation, dass wieder ein Tiroler Verein
europäisch geht. Wir freuen uns auf dieses Spiel und können kaum erwarten, dass
es Donnerstag 17 Uhr wird.“
… ob sich taktische Ausrichtung ändert,
weil im Gegensatz zum Halbfinale das Playoff-Finale mit Hin- und Rückspiel
ausgetragen wird: „Wir wollen uns eine gute Ausgangsbasis für das
Retourspiel erarbeiten. Fakt ist, dass Rapid leicht im Vorteil ist - aufgrund
der Kaderqualität und aufgrund der Frische. Allerdings weiß auch jeder, wie groß
der Druck ist, der auf Rapid lastet. Wenn Rapid nicht europäisch spielt, ist es
eigentlich eine Katastrophensaison. Der Druck liegt also in Hütteldorf. Wenn
wir die Tugenden auf den Platz bringen, die uns seit Wochen auszeichnen, sehe
ich uns in einer sehr guten Außenseiterrolle.“
… ob Rapid aufgrund der vielen Ausfälle für
ihn berechenbar ist: „Eine klare Stammelf haben sie keine. Sie richten ihre
Taktik zudem sehr oft auf den Gegner aus. Gegen Red Bull haben sie mit
Fünferkette gespielt, gegen die Wiener Austria ein flaches 4-4-2 und gegen den WAC
mit Raute in der Fünferkette. Sie probieren mit aller Gewalt variabel zu sein.
Aber das kann auch zum Schuss nach hinten werden. Wir haben uns mit Rapid
beschäftigt, klar. Aber wir haben uns auch sehr viel mit den eigenen Stärken
beschäftigt – damit, wie wir es angehen wollen.“
… ob er sich Schlüsselduelle erwartet,
die das Spiel entscheiden: „Um in Hütteldorf noch eine realistische Chance
zu haben, benötigen wir wieder einen souveränen Heimauftritt. Die Intensität
gegen den Ball muss gleich scharf sein, wie gegen den LASK. Im Endeffekt müssen
wir nichts ändern. Das, was wir gegen den LASK gezeigt haben, müssen wir morgen
wieder zeigen. Und eines ist schon auch klar: Vor Vrioni und Sabitzer hat jetzt
ganz Österreich Respekt. Das wissen wir und die Spieler auch.“
Fotonachweis: GEPA pictures
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