21. Mär. 2021

Top 6! WSG in der Meisterrunde

Die WSG Tirol und Rapid Wien trennen sich nach packenden 93 Spielminuten mit 1:1. Weil auch Hartberg gegen St. Pölten durch einen Last-minute-Treffer von Kofi Schulz nur Unentschieden spielt, bleibt die WSG in den Top 6.

Die Spannung war spürbar. Schon lange vor Spielbeginn. Auch wenn die Akteure auf Seiten der WSG durch die Bank cool blieben. Nervosität? Nein, hieß es! Dafür Vorfreude. Auf die 22. Partie im heurigen Spieljahr. Dem vielleicht wichtigsten für die WSG. Dem „Finale“, wie es WSG-Cheftrainer Thomas Silberberger bezeichnete. Jenes Spiel, mit dem der Tiroler Bundesligist in die Beletage des österreichischen Fußballs einzog.

Aber alles der Reihe nach. Eine halbe Stunde vor Anpfiff herrschte vor dem Tivoli bereits mächtig Stimmung. Die Wattener Anhängerschaft stimmte sich Covid-bedingt von außerhalb des Stadions ein. Die Mannschaft dankte es mit Applaus.

Umkämpfter Beginn
Mit dem Anpfiff von Schiedsrichter Dieter Muckenhammer war es mit der Stimmung von draußen vorbei. Dafür ging’s innerhalb heiß her. Den ersten Angriff startete die WSG, den ersten Abschluss hatte Rapid. Thorsten Schick (3.) scheiterte. Bis zur ersten Chance der Hausherren dauerte es rund 15 Minuten – dann gab‘s allerdings gleich zwei davon. Zuerst scheiterte Ex-Rapidler Thanos Petsos mit einem Freistoß an der gegnerischen Mauer (16.), dann mit einem Weitschuss aus 25 Metern (17.) am fehlenden Glück – nur Millimeter am Tor vorbei. Und die WSG legte nach. Chancen für Zlatko Dedic (26.) und Nikolai Baden Frederiksen (28.) folgten. Der Rekordmeister attackierte früh, spielte stark, zu Beginn der Partie allerdings nur bis zum 16er. Richtige Rapid-Chancen blieben da noch Mangelware. Nach einer halben Stunde ging’s allerdings los. Zuerst wurde ein Fountas-Schuss von Raffael Behounek gerade noch geblockt -  Rapid reklamierte Handspiel, Muckenhammer blieb unbeeindruckt. Dann verfehlte Maximilian Ullmann (35.) aus sechs Metern das leere Tor, nach einer schönen Aktion über Kelvin Arase und Taxiarchis Fountas und noch schönerer Reaktion von WSG-Tormann Ferdinand Oswald. Auf der anderen Seite ein Abschluss von Florian Rieder (38.), im direkten Gegenzug der zweite für Schick (39.). Der Torjubel blieb auf beiden Seiten aus. Mit einer Nullnummer ging‘s in die Pause. 

Oswald mit Traumparaden
Nach dem Seitenwechsel starteten beide Teams personell unverändert in die zweite Halbzeit. Rapid fand besser ins Spiel. Nach 55 Spielminuten köpfte Mateo Barac neben das Tor, eine Minute später scheiterte Dejan Ljubicic (56.). Abermals drei Minuten später klärte Oswald zuerst gegen Fountas (59.), dann gegen Marcel Ritzmaier. Der Deutsche im Tor der Tiroler: sensationell! Und fast hätte es im Gegenzug auf der anderen Seite geklingelt. Eine Traumkombination, die über Rieder, Dedic, Schnegg und Frederiksen mit dem Ball im Tor endete, pfiff Muckenhammer ab (60.). Eine (Fehl-)Entscheidung über die sich streiten ließ. Die WSG blieb am Drücker. Frederiksen (70./72.) scheiterte gleich zwei Mal am Weg zu Saisontor Nummer 11. Dafür traf auf der anderen Seite Kelvin Arase (74.). Eine Einzelaktion, bei der der 22-jährige die WSG-Hintermannschaft narrte und unhaltbar für Oswald zur Führung traf. Bitter. Und viel fehlte nicht, dann hätte Rapid sogar nachgelegt. Zuerst scheiterte Ercan Kara (76.) an Oswald, dann Yusuf Demir (83.). 

St. Pölten trifft, WSG jubelt
Dafür traf auf der anderen Seite Tobias Anselm (84.) – nach hervorragender Vorarbeit von Nemanja Celic. Das fünfte Saisontor der 21-jährigen LASK-Leihgabe. Und plötzlich spielte die WSG ‚Hollywood‘. Mit bedingungsloser Offensive, aber ohne weiterem Tor. Für keinen von beiden, auch weil Kara wenige Augenblicke vor dem Ende des Spiels mit einem Elfmeter am großartigen Oswald scheiterte und den Nachschuss übers Tor setzte. Nach 93 Spielminuten pfiff Muckenhammer ab – und alle Dämme brachen. Weil St. Pölten in Hartberg Schützenhilfe leistete. Kofi Schulz glich in der vierten Minute der Nachspielzeit für di Niederösterreicher aus. Die WSG damit in den Top 6. Meisterrunde! Mehr Spannung geht nicht mehr.  

 

WSG Tirol – SK Rapid Wien 1:1 (0:0)

21. März 2021 | Tivoli | Schiedsrichter Dieter MUCKENHAMMER
Tore: Anselm (84.); Arase (74.)

 

Die WSG spielte:

Ferdinand OSWALD; Fabian KOCH, Raffael BEHOUNEK, David GUGGANIG, David SCHNEGG (83. Bruno SOARES); Žan ROGELJ (80. Johannes NASCHBERGER), Thanos PETSOS (80. Benjamin PRANTER), Nemanja CELIC, Florian RIEDER (65. Florian BUCHACHER); Nikolai Baden FREDERIKSEN, Zlatko DEDIC (65. Tobias ANSELM). 

Rapid spielte:

Richard STREBINGER; Mateo BARAC, Maximilian HOFFMANN, Maximilian ULLMANN; Kelvin ARASE (79. Srdjan GRAHOVAC), Dejan PETROVIC, Thorsten SCHICK, Dejan LJUBICIC, Marcel RITZMAIER (79. Yusuf DEMIR); Taxiarchis FOUNTAS (68. Christoph KNASMÜLLER), Ercan KARA.     

 

Stimmen zum Spiel:

Thomas Silberberger (WSG-Cheftrainer): „Ab der 76. Minute haben wir gewusst, dass wir weg sind. Da haben wir der Mannschaft kommuniziert, dass wir zwei Tore brauchen. Wir haben heute einen glücklichen Punkt gemacht –aber das ist nebensächlich. Rapid war heute stärker als wir. Am Ende des Tages aber auch egal. Man hat meiner Mannschaft angesehen, dass sie Druck verspürt haben. Dass es dann so ausgeht ... Kofi Schulz ist mein All-Time-Hero. Irgendwo schließt sich der Kreis. Am 4. Juni haben wir bis zur letzten Sekunde die Chance gehabt, dass wir das Tor machen, um in der Liga zu bleiben. Und heute haben wir bis zur letzten Sekunde gefightet, um die Meisterrunde zu schaffen. Ein glückliches Ende für uns. Aber wir haben es uns verdient. Nicht heute. Die Leistung heute war nichts Besonderes. Wir haben es uns über die 22 Runden verdient, haben eine tolle Performance geliefert. Wir sind jetzt froh, dass wir in der Meisterrunde sind und wollen da eine vernünftige Rolle spielen. Wir haben gegen die Gegner in der Meisterrunde von 30 möglichen Punkten 15 gemacht. Da sind wir auf Platz drei. Also von dem her ist es eine spannende Geschichte für uns. Es macht stolz, Trainer in diesem Verein zu sein. Wir sind 2013 mit dem vierten Platz in der Regionalliga gestartet, jetzt sind wir in der Meisterrunde in Österreich. Einfach nur lässig.“

Stefan Köck (WSG-Sportdirektor): „Hitchcock hätte den Thriller nicht besser schreiben. Wir waren bis zur 75. Minute dabei, was nicht an unserem Spiel lag – das war heute sicher nicht das beste. Wir waren 75 Minuten lang dabei, weil der Spielstand in Hartberg gegen St. Pölten so war. Mit dem 3:2 von Hartberg waren wir gefühlt draußen, machen dann selbst das 1:1. Am Ende des Tages war’s nur mehr brutal. Ich glaube, ich bin um ein paar Jahre gealtert. Wenn’s am Ende aber so ausgeht, nimmt man das gerne in Kauf. Aber ich glaube, dass es über die 22 Runden betrachtet verdient ist."

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