25. Jan. 2022
Neun Tage auf Malta sind um, das Team ist wieder in Wattens gelandet. Der Cheftrainer der WSG Tirol, Thomas Silberberger, im Interview über das Trainingslager selbst , den Abgang von Petsos und seine neue Schwedenbombe.
Silbi, neun Tage
Trainingslager hier auf Malta sind vorbei. Was bleibt in Erinnerung?
Thomas Silberberger: Viel. Die perfekten Bedingungen, die ähnlich waren,
wie wir sie im Vorjahr hatten. Der perfekte Rasen, das perfekte Hotel. Die
starken Testspielgegner. Aber auch, dass wir unser Programm durchziehen konnten,
war absolut positiv. Dass jetzt gegen Ende die kleinen Wehwechen zunahmen und
die Kaderdecke langsam dünn wurde, ist dem geschuldet, dass wir von Haus aus
eine kleine Gruppe waren und in den Tagen hier auf Malta intensiv gearbeitet wurde.
Du hast es gerade
angesprochen: Kleinere und größere Wehwechen haben tageweise immer wieder
Spieler aus dem Betrieb genommen. Wie sehr haben die zahlreichen Ausfälle den
Trainingsbetrieb gestört?
Silberberger: Natürlich wäre es besser gewesen, wenn immer alle alles
mitmachen hätten können. So mussten wir immer wieder Spieler rausnehmen, die wichtige
Einheiten verpassten. Einheiten, die vor allem in Punkto taktischer Schulung wichtig gewesen wären. Aber das mit den Wehwechen ist ein normaler Prozess. Nach drei Wochen
Pause muss sich der Körper erst wieder an die extreme Belastung gewöhnen. Nichtsdestotrotz
war das Trainingslager ein voller Erfolg.
Mit Sigma Olmütz, Aalborg BK und Spartak
Trnava war die Konkurrenz sehr stark. Wie zufrieden ist der Cheftrainer mit den
Ergebnissen?
Silberberger: Sehr. Mit Trnava war der Zweite der slowakischen Liga mit dabei, mit
Olmütz der Zehnte der tschechischen Liga und mit Aalborg der Vierte der
dänischen Superligaen. Das waren starke Gegner, die teilweise mit uns auf Augenhöhe,
teilweise aber auch ein Stück über uns zu stellen waren. Da haben wir eine
ordentliche Leistung abgeliefert. In Summe bin ich mit dem, wie gespielt wurde,
sehr zufrieden. Das 0:3 zum Abschluss gegen Olmütz war für mich der ultimative
Charaktertest. Nach einer halben Stunde mit drei Toren Differenz hinten zu
liegen und noch so dagegen zu halten, das war richtig gut. Am Ende hätten wir
uns definitiv den einen oder anderen Treffer verdient.
Thanos Petsos hat die
WSG am vorletzten Tag des Trainingslagers in Richtung neuem Verein verlassen. Wie
schwer wiegt sein Abgang?
Silberberger: Es ist ein herber Verlust, klar. Er war unser Denker und
Lenker im Mittelfeld. Aber es freut mich für ihn, dass er im etwas höheren
Fußballalter noch einmal so eine Chance bekommt. Und es freut mich für uns als
WSG, weil wir uns bei seiner Verpflichtung vor zwei Jahren doch einiges an
Kritik anhören mussten, dass wir einem vereinslosen Spieler eine Chance gaben.
Aber Thanos hat das in ihn gesetzte Vertrauen mehr als nur gerechtfertigt. Er
hat vom ersten Augenblick an bewiesen, was für ein a) großartiger Fußballer und
b) großartiger Mensch er ist. Ein Stück weit reißt es uns deshalb schon das
Herz heraus. Aber ich glaube, dass wir mit einem Valentino Müller, einem Sandi Ogrinec oder
einem Johannes Naschberger die entstandene Lücke füllen können.
Mit Kofi Schulz und
Sandi Ogrinec waren beide Winterneuzugänge im Trainingslager mit von der Partie.
Wie warst du mit ihrer Performance zufrieden?
Silberberger: Bei Sandi hat man sowohl in den Trainingseinheiten als auch in
den Spielen gesehen, dass er die Rolle von Thanos spielen kann. Deshalb haben
wir ihn ja auch vorausschauend verpflichtet, weil uns klar war, dass ein Wechsel von Thanos aufgrund der fixierten Ausstiegsklausel möglicherweise auf uns zukommen
kann. Und bei Kofi hat man bis zu seinem verletzungsbedingten Ausscheiden auch
gesehen, dass er die Position links hinten in der Viererkette genauso spielen
kann, wie wir es spielen wollen. Kofi wird mit seiner Klasse und Routine ein
wichtiger Bestandteil unserer Defensive sein. Seine Verletzung ist jetzt ein
kleiner Wermutstropfen, war aber irgendwie zu erwarten. Kofi war ein Dreivierteljahr
vereinslos. Da sind kleine Wehwechen normal, wenn die Belastung plötzlich
wieder steigt.
Mit Tim Prica wurde
am Ende des Trainingslagers ein neuer Stürmer präsentiert und der Mannschaft
vorgestellt. Was darf man sich von der 19-jährigen Schwedenbombe erwarten?
Silberberger: Tim ist in Schweden aktueller U21-Teamspieler. Das ist sein
erster Referenzwert. Dass er trotz seiner Jugend bereits über 50 Spiele in der
höchsten dänischen Liga und ein paar in der höchsten schwedischen Liga hat, ist
ein weiterer. Er ist ein schwedisches Toptalent. Und ich bin davon überzeugt,
dass das mit ihm eine ähnliche Erfolgsgeschichte werden kann, wie jene mit Baden
Frederiksen, Kelvin Yeboah, Nemanja Celic, David Schnegg oder zuletzt Leon
Klassen. Es liegt an ihm, wie bei Giacomo Vrioni auch. Es kann eine
win-win-Situation werden – für den Spieler, für uns und für Aalborg. Seine
Verpflichtung zeigt aber auch, welche Entwicklung wir als Verein genommen haben.
Bis vor kurzem wäre es noch undenkbar gewesen, dass die WSG einen aktuellen
schwedischen U21-Nationalteamspieler verpflichten kann. Jetzt können wir,
darauf bin ich stolz. Wenngleich die Referenzen nur das eine sind. Jetzt liegt es an Tim, es zu beweisen.
Bis
zum Meisterschaftsstart sind noch drei Wochen hin. Was ist bereits gut, was
muss noch verbessert werden?
Silberberger: Wir müssen noch in einigen Bereichen
nachjustieren, schauen, dass wir den Feinschliff hinbekommen. Alle in der Mannschaft
wissen jetzt, wie wir Fußball spielen wollen. Was noch fehlt, ist das Tuning,
die Feinabstimmung, um die richtige Startelf zu finden. Schließlich wollen wir
unser Spiel nicht nur über 30, 40 oder 60 Minuten durchziehen, sondern über die
volle Distanz. Und wir haben im Trainingslager gesehen, dass es da schon noch
einiges aufzuarbeiten gilt.
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