06. Mär. 2021

Drei Minuten fehlten zum Sieg

Die WSG Tirol stand in der 20. Runde zur tipico Bundesliga bis zur 92. Spielminute kurz vor dem wichtigen Heimsieg gegen Sturm Graz. Das erste Sturm-Tor für Kelvin Yeboah machte den Tirolern einen Strich durch die Rechnung.

Vor dem Spiel wurde rund um Wattens viel diskutiert. Über Möglichkeiten. Unmöglichkeiten. Und Wahrscheinlichkeiten. Darüber, wie man selbst gegen Sturm Graz spielen müsste. Und darüber, wie die anderen Teams an diesem Spieltag spielen müssten, um das vor Saisonbeginn Unmögliche nach 22 Spieltagen doch möglich zu machen. Die Top 6 der Liga. Die Meisterrunde. Das Konzert der Großen. Mit dem Anpfiff von Schiedsrichter Manuel Schüttengruber war’s mit den Diskussionen allerdings vorbei. Da drehte sich alles nur mehr ums Spiel.
Christian Ilzer, der Cheftrainer der Grazer, änderte seine Startelf gegenüber dem 2:1-Erfolg über Red Bull Salzburg gleich an vier Positionen. Jörg Siebenhandl stand nach Ablauf seiner Sperre wieder im Tor. In der Defensive rückten Jon Gorenc Stankovic und Jusuf Gazibegovich in die Anfangsformation. Und vorne stürmte Kevin (Friesenbichler) statt Kelvin (Yeboah). Der 20-jährige Italo-Ghanaer, erst vor kurzem von der WSG zu Sturm gewechselt, musste zu Beginn noch auf der Bank Platz nehmen.

Rotation auf beiden Seiten
WSG-Coach Thomas Silberberger nahm zwei Veränderungen vor. Für den gelbgesperrten Nemanja Celic rückte Johannes Naschberger in die Tiroler Schaltzentrale. Und statt Benjamin Pranter Tobias Anselm in die Offensive – der zweite Startelfeinsatz des 21-Jährigen in der tipico Bundesliga.

Wenngleich die Sturmreihen beider Teams zu Beginn eher Lüftchen waren. Bei der WSG haperte es wie so oft am finalen Pass (Naschberger, 6.), bei Sturm an der Genauigkeit im Abschluss (Jakob Jantscher/10.). Nach elf Minuten hatte Nikolai Baden Frederiksen die bis dahin wohl beste Chance im Spiel. Sein Schussversuch wurde geblockt. Wer die beste Möglichkeit auf Seiten der Grazer sehen wollte, musste 27 Minuten warten. Jantscher vernaschte Raffael Behounek auf der linken Seite, passte ideal zur Mitte, wo David Schnegg den Ball zwar nur leicht berührte, damit aber seine Richtung so änderte, dass der einschussbereite Kevin Friesenbichler nicht einschießen konnte. Weil auch Florian Rieder (32.) und Friesenbichler (33.) ihre Halbchancen nicht nutzen konnten, ging‘s in der höhepunktarmen Partie ohne Zählbares in die Pause.

Doppelchance zur Führung
Nach dem Seitenwechsel vorerst ein ähnliches Bild. Starke Abwehrreihen. Viel Taktik. Wenig Chancen. Wenngleich die WSG acht Minuten nach Wiederbeginn gleich zwei Mal die Möglichkeit hatte, in Führung zu gehen. Zuerst durch Rieder (53.), der mit seinem schwächeren linken Fuß Sturm-Goalie Siebenhandl auf Herz und Nieren prüfte – obwohl er bereits im Stürzen war. Dann durch Behounek (54.), dessen Kopfball zu unplatziert ausfiel, um ins Tor zu finden. Die beste Verteidigung der Liga wackelte zwar leicht, fiel aber nicht. Und auch nicht, als Thanos Petsos in Minute 65 den Ball ins Tor köpfelte. Weil Johannes Naschberger zwei Spielzüge zuvor im Abseits gestanden sein soll. Nach zwei aberkannten Treffern gegen die Admira zuletzt ein dritter - regelkonform, aber hart. Sturm offensiv nicht vorhanden und defensiv im Glück. Vor allem in Minute 73, als Anselm sich rechts durchtankt, ideal auf Frederiksen aufspielte und der 9-fache Saisontorschütze aus neun Metern das leere Tor verfehlte.

Anselm trifft
Zwei Minuten später war das Glück der Steirer aber aufgebraucht. Ein Eckball von Frederiksen, Gugganig verlängerte und Anselm (76.) traf. Das zweite Saisontor des 21-Jährigen, vielleicht sein wichtigstes. Und fast hätte es nur drei Minuten später zum zweiten Mal im Kasten der stürmischen Defensivkünstler gebimmelt. Benjamin Pranter, nur wenige Augenblicke zuvor ins Spiel gekommen, verfehlte eine Flanke von Schnegg alleinstehend vor Siebenhandl um Millimeter. Eine Drangperiode von Sturm folgte. In der sich die WSG bis in die 92. Spielminute erfolgreich gegen den Ausgleich wehrte – bis ausgerechnet Kelvin Yeboah mit seinem zweiten Schuss im Spiel, seinem ersten Tor für Sturm, den erhofften Sieg vereitelte. Aus Sicht der WSG: Brutalität. Es ist zu befürchten, dass es mit den Diskussionen weitergeht. Am kommenden Sonntag (14.3.) geht’s für die WSG in Kärnten gegen den Wolfsberger AC weiter. Der Ankick zur Partie ist um 17:00.

            

WSG Tirol - SK Puntigamer Sturm Graz 1:1 (0:0)

6. März 2021 | Tivoli | Schiedsrichter Manuel SCHÜTTENGRUBER

Tore: Anselm (76.); Yeboah (92.)

 

Die WSG spielte:

Ferdinand OSWALD; Fabian KOCH, Raffael BEHOUNEK, David GUGGANIG, David SCHNEGG; Florian RIEDER (78. Benjamin PRANTER), Thanos PETSOS (84. Bruno SOARES), Johannes NASCHBERGER (78. Florian BUCHACHER), Žan ROGELJ (58. Renny Piers SMITH); Nikolai Baden FRIEDERIKSEN (84. Stefan HAGER), Tobias ANSELM.

Sturm spielte:

Jörg SIEBENHANDL; Jusuf GAZIBEGOVIC, David NEMETH, Sandro INGOLITSCH (82. Bekim BALAJ), Jon Gorenc STANKOVIC; Lukas JÄGER, Stefan HIERLÄNDER, Ivan LJUBIC (71. Francisco MWEPU), Andres KUEN (82. Amadou DANTE); Jakob JANTSCHER, Kevin FRIESENBICHLER (71. Kelvin YEBOAH).   

 

Stimmen zum Spiel:

Thomas Silberberger (WSG-Cheftrainer): „Es ist extrem enttäuschend, dass wir 92 Minuten alles richtig machen und dann das nächste Déjà-vu erleben. Wieder eine Situation, in der wir eher schlecht verteidigen und wieder bekommen wir das Gegentor. Jetzt kommt dem WAC-Spiel Endspielcharakter zu.“
… zum nicht gegebenen Tor von Thanos Petsos: „Da ist es jetzt schwer, die richtigen Worte zu finden. Meines Erachtens nach hat der Linienrichter zuerst auf Tor gezeigt und sich dann auf Intervention der Sturm-Spieler umstimmen lassen – das darf ja gar nie sein. Wenn schon, dann muss der Schiedsrichter sofort eingreifen und nicht drei Aktionen später. Ich sehe es ähnlich kritisch, wie das nicht gegebene Tor vergangene Woche in der Südstadt. Aber solange es keinen Videobeweis gibt, haben diese Diskussionen wenig Wert.“  

Tobias Anselm:  „Unglaublich. Wir reißen uns 90 Minuten lang den Arsch auf und dann das. Wir haben viel investiert, dann kommt ein langer Ball und wir machen noch ein Unentschieden draus. Extrem bitter. So ein Spiel müssen wir für uns entscheiden, wenn wir in die Meistergruppe wollen.“ 

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