27. Aug. 2020

Silberberger: „Werden uns in der Bundesliga etablieren!“

Der 47-jährige Wörgler, seit 2013 WSG-Trainer, führte den Verein in die Bundesliga. Trotz eines schwierigen Debütjahres in der höchsten Spielklasse bleibt es dabei: Abgestiegen ist er noch nie. Hier verrät er, wie das so bleiben soll.

Wie beurteilen Sie den Stand der Vorbereitungen?

Thomas Silberberger: Gut. Wir sind jetzt in der dritten Trainingswoche und kommen gut voran. Am Samstag haben wir im Cup daheim in Wattens gegen den USV St. Anna das erste Pflichtspiel. Danach haben wir durch die Länderspielpause noch einmal 14 Tage Zeit. Und ich glaube schon, dass wir dann startklar sind für die Bundesliga, für das erste Spiel am 13. September in Ried. Jetzt haben wir einmal einen Berg Athletik und Kondition abzuarbeiten. Die technischen, taktischen Elemente dürfen natürlich auch nicht fehlen. Die Tage sind jedenfalls relativ kurz momentan.

In diesem Sommer ja es, aus Minimum ein Maximum herausholen?

Ja, absolut. Diese Zeit werde ich nie vergessen, allein aus persönlichen Gründen. Zuerst der ganze Wirbel um Covid-19. Man hat jegliches Zeitgefühl verloren. Dann mein Motorradunfall, dann die Causa Mattersburg. Es war sehr, sehr turbulent. Ich bin froh, wenn das alles endlich vorbei ist und wir uns auf die Pflichtspiele konzentrieren können.

Wie war es, zweigleisig zu planen, für die erste und die zweite Liga?

Wir hatten die Pläne in der Schublade. Aber die muss man personell befüllen. Jeder Spielerberater, jeder Spieler, den wir kontaktiert haben, hat uns eine Frage gestellt: In welcher Liga spiel ihr in der nächsten Saison. Und das konnten wir nicht beantworten. Damit waren die Gespräche schnell erledigt. Und in der Zeit haben sich die Spieler umgeschaut und teilweise umorientiert.

War ein Trainingslager ein Thema?

Aufgrund der Covid-Geschichte wäre das kompliziert gewesen. Nach Tirol kommen ja auch viele europäische Topteams, ideal wäre also gewesen, den Kader für eine Woche hier irgendwo zu kasernieren. Wegen den Umständen haben wir uns dagegen entschieden.

Die späte Entscheidung, doch in der Bundesliga zu spielen, bedeutet doch einen Wettbewerbsnachteil. Wie sehen Sie das?

Unser Trainingsauftakt wäre für 4. August geplant gewesen. Den mussten wir vier Mal nach hinten verlegen.

Auch die Kaderzusammenstellung wurde dadurch erschwert. Welche Philosophie liegt ihr zugrunde?

Wenn du weniger Budget zur Verfügung hast, musst du jünger werden. Und das wollten wir so und so, unabhängig von den zur Verfügung stehenden Mitteln. Dadurch, dass uns routinierte Spieler verlassen haben und durch unsere bisherigen Transfers, ist uns das auch geglückt. Wir haben das Durchschnittsalter des Kaders auf 23 Jahre gesenkt.

Ihre Gedanken zu den Spielern, die die WSG verlassen haben?

Das waren auch die Zeichen der Zeit: Der Ione (Cabrera) war relativ häufig verletzt. Der Major (Stefan Maierhofer, Anm.) hatte ein Angebot von Admira, dem haben wir keine Steine in den Weg gelegt. Bei Felix (Adjei) gab es das Problem mit der Ausländerregelung. Dadurch hatten wir relativ viele Abgänge, das war aber bei anderen Klubs genauso. Im Übrigen war ein Michi Svoboda aufgrund des Angebots aus Venedig nicht zu halten. Was mich aber – ebenso wie der Wechsel von Sebastian Santin zu Vaduz in die Schweizer Superliga – ein Stück weit stolz macht. Das zeigt, dass wir eine tolle Plattform bieten.

Mit den Verpflichtungen von vier Talenten freilich hat die WSG aufhorchen lassen…

Das sind junge Burschen, die super ausgebildet sind. David Schnegg, Nemaja Celic und Tobias Anselm haben die Liefering- und LASK-Schule hinter sich. Und auch der Raffael Behounek ist ein sehr guter Fußballer. Mit zwei, drei Offensiv-Spielern plus einem Tormann, die noch kommen werden, haben wir eine junge, dynamische, hungrige Truppe.

Zu den vier ganz Jungen: Sind Johannes Naschberger, Stefan Lauf, Kilian Bauernfeind, und Felix Kerber schon ein Thema für die Bundesliga?

Sie sind im Kader, ganz klar. Lauf, Bauernfeind und Kerber kommen aus der Akademie. Die brauchen noch Zeit, weil der Sprung in die Bundesliga ein ganz großer ist. Naschberger hat in den letzten zwei Jahren mit Wörgl in der Regionalliga bewiesen, dass er ein außergewöhnlich guter Spieler ist. Jetzt muss er den nächsten Schritt machen. Ich kann nur appellieren: Geduldig und dranbleiben. Das geht nicht von heute auf morgen. Mein Leitspruch lautet da: Ich setz dich aufs Pferd, reiten musst du alleine.

Die WSG-Amateure spielen in der Regionalliga. Können Sie das nützen?

Absolut. Wichtig ist, dass die Lücke zur Profimannschaft geschlossen wurde, durch den Rückzug von Zirl wurde der Platz in der Regionalliga für unsere Amateure frei. Wir haben ihn dankend angenommen. Das ist eine tolle Plattform für Spieler, die in der Bundesliga nicht zum Zug kommen. Da können und müssen sie sich dann beweisen.

Ihre Lehren aus der vergangenen Saison?

Für mich waren zwei externe Faktoren ausschlaggebend. Über allem steht mein Unfall mit der schweren Beinverletzung. Das heißt nicht, dass meine Vertreter schlechte Arbeit geleistet haben. Aber ich war einfach nicht mehr in der Lage, das Ruder herumzureißen, weil ich brutal gehandicapt war. Zum anderen müssen wir als Verein mehr in die Zukunft schauen und planen, nicht nur sportlich. Wir müssen vor allem und dringend an der Stellschraube Infrastruktur drehen.

Die WSG bekam jetzt eine zweite Chance. Ihre Erwartungen?

Ich bin überzeugt, dass wir eine bessere Mannschaft haben als letztes Jahr und die Klasse halten. In der letzten Saison ist es noch nicht gelungen, uns in der Bundesliga zu etablieren, das werden wir in der kommenden Spielzeit schaffen. Die zweite Chance werden wir ohne Wenn und Aber nützen.

Was erwartet die Zuschauer im Tivoli?

Wir haben sicher Kredit verspielt, dadurch, dass alles nicht so prickelnd war in der vorigen Saison. Jetzt geht es darum, Zug um Zug jeden einzelnen Zuschauer wieder ins Stadion locken, indem wir wieder besseren Fußball bieten.

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