03. Okt. 2021
Zehntes Spiel, vierte Niederlage! Die WSG Tirol unterliegt Rapid Wien im Allianz Stadion trotz Führung mit 2:5. Abwehrchef Behounek flog mit Rot vom Platz.
Vor dem Spiel wurde diskutiert. Vor allem auf Seiten Rapids.
Nach einem Start in die Saison, der als misslungen bezeichnet werden konnte, fast
schon musste. Mit acht Punkten aus neun Runden – weniger als der Rekordmeister je
zuvor am Konto hatte. Mit fünf Niederlagen zu einem Zeitpunkt der Meisterschaft,
an dem keiner in der Liga mehr Pleiten zu verkraften hatte. Und mit nur drei
Toren im ganzen September. 0,5 Treffer pro Spiel. Eine Statistik, die dem
Anspruch in Wien-Hütteldorf nie und nimmer gerecht werden konnte.
Demgegenüber stand die WSG Tirol. Der Tabellenletzte, der in den ersten acht
Runden fast in Schönheit gestorben wäre, am neunten Spieltag aber endlich die
Erfolgsspur fand. Beim 4:2 gegen Ried, nach dem 4:2 im Cup beim GAK der zweite
Pflichtspielsieg in Serie. Einer, der den Tiroler Selbstvertrauen einflößte.
Vor allem Thomas Sabitzer (20), der mit seinen Toren eins, zwei und drei bei
seinem ersten Mal gleich drei Mal anschreiben konnte. Und mit Stefan Skrbo (20),
jenem Newcomer, der schon gegen den GAK mit zweieinhalb Assists ein
Ausrufezeichen setzte und gegen Ried mit drei Vorlagen nachlegte.
Duell auf
Augenhöhe
Beide Youngsters waren im Team von WSG-Cheftrainer Thomas Silberberger im
Allianz Stadion von Beginn an gesetzt. Wie auch auf der gegenüber liegenden Seite
Thierno Balla (18), die Leihgabe von Chelsea London, der an Spieltag zehn zum
ersten Mal in der Startelf des Rekordmeisters stand. Und der 18-Jährige war es
auch, der in Minute drei zum ersten Mal für Gefahr vor dem Tor von WSG-Goalie
Ferdinand Oswald sorgte. Sein Schussversuch aus 18 Metern ging aber deutlich am
Kasten vorbei. Ein Warnschuss, dem zehn Minuten lang gegenseitiges Abtasten im
Mittelfeld folgten – zwar mit leichtem Vorteil für die Hütteldorfer, aber ohne
weitere Chance. Die hatte dafür die WSG in Minute 14, in der Žan Rogelj und
Bror Blume nach Fehler von Robert Ljubicic blitzschnell umschalteten und Vorlagenkönig
Skrbo selbst zum Abschluss kam. Den platzierten Schlenzer aus gut 20 Metern
parierte Paul Gartler im Tor der Wiener. Es blieb vorerst torlos. Selbst drei
Minuten später, als der Platzsprecher im Allianz Stadion bereits die Führung
verkündete, aber Schiedsrichter Christoph Jäger nach Rücksprache mit dem VAR
dem Treffer von Ercan Kara (17.) nach klarem Foulspiel an Ferdinand Oswald zu
Recht die Anerkennung verwehrte.
Sabitzer
trifft wieder
Sechs Minuten danach war wieder die WSG am Ball. Renny Piers Smith tauchte an
seinem 25. Geburtstag nach Traumvorlage von Skrbo plötzlich alleine vor dem
Rapid-Tor auf. Anstatt sich selbst zu beschenken wurde sein Versuch per Kopf aber
ein Geschenk für Gartler. Im Gegensatz zum Kopfball von Thomas Sabitzer (37.), der
das Idealzuspiel von Leon Klassen am Rapid-Torhüter vorbei im Netz versenkte.
Weil Jäger nach Anzeige seines Assistenten auf Abseits entschied, musste
neuerlich der VAR eingreifen. Nach zweiminütiger Unterbrechung wurde das Tor bestätigt.
Der vierte Saisontreffer des 20-Jährigen, der für die kommende Länderspielpause
ins österreichische U21-Team einberufen wurde. Ein spätes Tor der WSG, das aber
trotzdem nicht für die Pausenführung reichte. Weil Kara in Minute 45 zwar mit
seinem Hakentrick aus sieben Metern noch am starken Oswald scheiterte, in der
dritten Minute der Nachspielzeit aber traf. Karas zweites Saisontor, sein
erstes nach über 400 torlosen Minuten. Ausgeglichen ging’s in die Pause.
Und nach dem Seitenwechsel mit Kara weiter. Der 25-Jährige benötigte für seinen
zweiten Treffer in diesem Spiel nach Wiederanpfiff gerade einmal 22 Sekunden –
und einen Tiefschlaf der Tiroler Verteidigung. Marco Grüll auf Filip Stojkovic,
nahezu unbehindert weiter zu Kara (46.) und drin war das Ding. Oswald ohne
Chance. Bitter. Statt mit einer 1:0-Führung in die Pause, ging’s mit 1:2 wieder
raus.
Die WSG zuerst mit dem Schock, dann mit der Chance. Mario Andric (48.), erst
zur Halbzeit für Klassen ins Spiel gekommen, narrte zuerst die Verteidigung,
scheiterte letztlich an Gartler. Dafür traf Andric nach rund einer Stunde, allerdings
nur das Bein von Taxiarchis Fountas. Woraufhin der Unparteiische auf Elfmeter
entschied. Kara (60.) trat an und traf. Sein erster Tripplepack im 50.
Bundesligaspiel.
Rot für
Behounek
Damit aber nicht genug für die WSG. Nach 65 Spielminuten wurde Raffael Behounek
von Schiedsrichter Jäger mit einer roten Karte vorzeitig in die Kabine
geschickt. Die Tiroler, die nach der Verletzung von Maxime Awoudja mangels
Alternativen schon seit zwei Runden mit Feuerwehrmann Thanos Petsos in der
Defensivzentrale spielen mussten, standen nach etwas mehr als einer Stunde plötzlich
ohne Abwehrchef da. 1:3 hinten, nur mehr zu Zehnt am Feld, ohne Innenverteidiger.
Eine Konstellation, die der starke Grüll (79.) nach Zuspiel von Kara zum
vierten Treffer der Hütteldorfer nutzte.
Wer aber jetzt glaubte, dass die Elf von Thomas Silberberger zerfallen würde,
irrte. Vielmehr klopfte die WSG zuerst durch Bror Blume in Minute 81 an ihrem
zweiten Treffer an, ehe einen Spielzug später Petsos (82.), der Ex-Rapidler, traf.
Das achte Bundesligator des Deutsch-Griechen, das erste in dieser Saison. Weil Christoph
Knasmüllner wenige Sekunden vor dem Schlusspfiff, nach neuerlicher Vorarbeit
von Grüll, auch noch seinen ersten Saisontreffer erzielte, endete das Spiel mit
5:2 für Rapid. Bitter für die Tiroler, für die auch in diesem Spiel mehr
möglich gewesen wäre.
Nach der Länderspielpause kommt am Sonntag, 17. Oktober (14:30 Uhr) der TSV
Hartberg ins Tivoli.
SK
Rapid Wien - WSG Tirol 5:2 (1:1)
3. Oktober 2021 | Allianz Stadion
| Schiedsrichter Christopher JÄGER
Tore: Kara (45.+2/46./60.), Grüll
(79.), Knasmüllner (90.+3); Sabitzer (37.), Petsos (82.)
Rote Karte: Behounek (65.)
Der SK Rapid
Wien spielte:
Paul GARTLER; Maximilian ULLMANN, Maximillian HOFMANN (58. Jonas AUER), Leo GREIML
(80. Emanuel AIWU), Filip STOJKOVIC; Robert LJUBICIC, Dejan PETROVIC (80.
Srdjan GRAHOVAC); Marco GRÜLL, Taxiarchis FOUNTAS (80. Christoph KNASMÜLLNER), Thierno
BALLO (71. Thorsten SCHICK); Ercan KARA.
Die WSG Tirol spielte:
Ferdinand OSWALD; Fabian KOCH, Raffael BEHOUNEK, Thanos PETSOS,
Leon KLASSEN (46. Mario ANDRIC); Renny Piers SMITH (58. Giacomo VRIONI), Valentino
MÜLLER (86. Alexander RANACHER); Žan ROGELJ, Bror BLUME, Stefan SKRBO (73.
Johannes NASCHBERGER); Thomas SABITZER (73. Denis TOMIC).
Stimmen zum Spiel:
Thomas Silberberger (WSG-Cheftrainer): „Der Spielverlauf war gegen uns. Aber wir sind auch selber schuld. Wir haben das geschafft, was Rapid nicht geschafft hat: wir haben das Publikum abgeholt. Es ist ein bisschen ernüchternd. Bis kurz vor der Halbzeit ist unser Matchplan aufgegangen. Dann verteidigen wir nicht gut. Und vom Anstoß weg bekommen wir das zweite Tor, bei dem alle schlafen. Schade.“
Raffael Behounek: „Ich hab‘ den Schiedsrichter gefragt, ob er jetzt nicht einmal Abseits pfeifen mag. Und er war der Meinung, dass ich ‚fuck you‘ gesagt habe. Das habe ich aber nicht. Ich sag‘ wirklich oft viel Blödsinn und steh‘ dann auch dazu – aber diesmal habe ich wirklich nichts gesagt.“
Fotonachweis: GEPA pictures
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