22. Mär. 2019

"...haben sich viele Dinge zum Positiven entwickelt!"

Im Gespräch mit Flo Mader und Pascal Grünwald

Wenn unsere Routiniers Pascal Grünwald und Florian Mader den Raum betreten, wird dieser um die Erfahrung von knapp 700 Profipartien reicher. Immer wieder kreuzte sich der Karriereweg unserer beiden Eminenzen, so waren sie als aufstrebende WSG-Talente z.B. spielerische Zeitzeugen der letzten Fusion mit Wacker 2002. Nach hunderten Einsätzen in Österreichs höchsten Spielklassen, Einberufungen ins Nationalteam und Auftritten in Europas Königsklasse, führte der Weg 2017 wieder zurück nach Wattens, zu unserer WSG. 

Vom ASKÖ-Platz und Saunaterminen

Dass mit 36 Jahren das eine oder andere Wehwechen nach einer langen Fußballerkarriere zwickt, ist nichts Ungewöhnliches. Dennoch sind unsere Routiniers, Florian Mader und Pascal Grünwald , des Fußballs noch lange nicht überdrüssig und nach diversen Verletzungspausen wieder jederzeit bereit, für unsere Mannschaft ans Werk zu gehen: „ Ich bin am Weg zurück, hab soeben vom Doktor grünes Licht bekommen und bin wieder voll einsatzfähig “, erklärt unser Flo am Mittwoch zufrieden. Auch unser Passi ist nach überstandener Verletzung bzw. Krankheit wieder voll im Saft: „ Bei mir ist auch wieder alles ok. Mein Muskelfasereinriss ist ausgeheilt, ich habe die letzten 14 Tage – wie so viele andere – mit einem grippalen Infekt zu kämpfen gehabt, seit 3-4 Tagen ist wieder alles gut.“  

Sowohl unser Tormann als auch unser Mittelfeldmotor erblickten im Herbst 1982 in Tirol das Licht der Welt. Auch wenn sich die Wege immer wieder trennten, fanden sich die beiden immer wieder in denselben Mannschaften wieder. Von der WSG zur Spielgemeinschaft mit Wacker Anfang der 2000er Jahre, später in Wien bei der Wiener Austria, bevor sich 2017 in Wattens der Kreis wieder schloss. An die erste Begegnung kann sich unser Passi noch sehr gut erinnern: „Wir haben immer in Innsbruck am ASKÖ-Platz gespielt und da gabs bei der gegnerischen Mannschaft einen sehr mutigen, kreativen Spieler, der am Kleinfeld geglaubt hat, er kann von der Mittellinie einen Freistoß aufs Tor schießen. Das war der erste Berührungspunkt, an den ich mich so erinnern kann.“ Unser Flo kann diese Anekdote nur bestätigen: „Das war die einzige Möglichkeit in Richtung Tor zu kommen, deswegen habe ich es aus von etwas weiter weg probieren müssen – es war aber recht zwecklos.“

Durchforstet man die staubigen Archive der Zeit ums Millennium finden sich dank der heutigen Technik recht schnell das eine oder andere gemeinsame Schmankerl in Bildform. So standen unsere Protagonisten 2007 in einer Sauna Modell für die Presse: „ An den Saunatermin kann ich mich noch sehr gut erinnern, das war doch dein Geburtstag oder? Es war Länderspielpause im November und wir waren auf Einladung im Aquadome und haben zwecks Teambuilding und Regeneration mit der ganzen Mannschaft einen Tag dort verbringen dürfen“, erinnert sich Flo. Darüber, dass nicht alle Bilder jener Zeit den Weg in die Zeitungen fanden, ist laut Passi kein Nachteil: „Ich glaube, da gibt es noch das eine oder andere ähnliche Foto oder Video, das man noch so als Jugendsünde bezeichnen könnte, wenn man das so im Nachhinein betrachtet.“

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Das Nationalteam und der Zeitgeist

Die konstant starken Leistungen führten unsere Routiniers bis in die Nationalmannschaft Österreichs. „ Es ist natürlich ein besonderes Gefühl, weil jeder kleine Bub, der zum Fußballspielen anfängt, davon träumt, einmal beim Nationalteam dabei sein zu dürfen und wenn es dann soweit ist, ist es natürlich ein toller und befriedigender Moment“, beschreibt unser Goalie das Gefühl nach der Einberufung. „Es ist ein besonderer und schöner Moment, über den man sich mehr als nur freut “, ergänzt unser Flo, um danach weiterzuführen, wie die Einberufung damals bei ihm aussah: „ Bei mir war es so, dass ich überraschenderweise vom damaligen Austria-Trainer, Karl Daxbacher, darüber informiert wurde und in weiterer Folge per Anruf und Mail die weiteren Einzelheiten erfahren habe.“

Wer sich auf den Tribünen der Fußballstadien dieser Welt tummelt, könnte ob der nostalgischen Rückblenden älterer Fans schnell der Meinung sein, dass früher alles besser war. Auf die Frage, was denn früher im Fußball tatsächlich besser war, antwortet unser Flo wie aus der Pistole geschossen mit einem Lachen: „Das Tempo, weil es nicht so schnell war! Aber Im Ernst: Es hat immer gute und schlechte Sachen gegeben. Ich habe immer das Glück gehabt, in Mannschaft zu spielen, in denen ein sehr gutes Mannschaftsklima und ein fester Zusammenhalt geherrscht hat. Das macht es natürlich immer angenehmer, zum Training zu gehen. Viel hat sich natürlich durch die sozialen Medien geändert, es wird in der Kabine weniger kommuniziert, das hat sich augenscheinlich am meisten geändert.“ Unser Passi kann den stetigen Veränderungen einiges abgewinnen: „ Es haben sich sehr viele Dinge zum Positiven verändert, weil der Fußball ja nicht einfach stehenbleibt - siehe Tempo, Spielgestaltung Trainingssteuerung. Wenn man sich die Spiele der WM 1998 oder jener von 2002 ansieht und sie mit den Partien der WM 2018 vergleicht, sind die Unterschiede eklatant. Wir haben mit den sozialen Medien eine neue Generation, es hat sich der Umgang untereinander weiterentwickelt, es wird sich in der Zukunft weiterentwickeln. Da muss man sich auch selber den neuen Gegebenheiten anpassen, seien es die neuen Medien, die neue Generation an Mitspielern und die zusätzliche Öffentlichkeit.“

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Auslandstransfers und Duelle für die Ewigkeit

Durchforstet man die Klubhistorie beider Spieler, sticht sofort ins Auge, dass beide ausschließlich für heimische Klubs die Fußballschuhe schnürten. Warum denn eigentlich? „ Für mich war es als ganz junger Spieler Thema. Ich durfte ein Probetraining bei Nürnberg machen. Es war allerdings eine schwierige Situation, weil sie damals abgestiegen sind und es gab anscheinend eine Regelung bezüglich einer Quote deutscher Spieler – zumindest ist mir das damals so erklärt worden. Nach den ersten beiden Jahren bei der Austria gab es Anfragen, die aus bestimmten Gründen einfach nichts geworden sind. Einmal scheiterte es an der Leihgebühr, da ein ablösefreier Spieler geholt wurde und beim zweiten Mal weiß ich gar nicht mehr, warum das im Sand verlaufen ist“, erklärt unser Passi.   Unser Florian über möglich Wechsel ins Ausland: „Bei mir gab es auch zweimal recht konkrete Themen: Einmal wäre das in Vaduz – in der ersten Schweizer Liga – gewesen, aber das hat sich aufgrund von Relegationsspielen etwas hingezogen. Ich wollte dann Klarheit haben und habe mich für den Schritt nach Ried entschieden. Ein weiteres Interesse gab es aus der zweiten deutschen Liga, aber das war dann nicht so konkret, dass es dann über die Bühne gegangen wäre. Aufgrund der familiären Situation habe ich mich entschieden, in Österreich zu bleiben.“

Addiert man die Profipartien beider Spieler, kommt man auf fast 700 Spiele. Genug, um viele denkwürdige Momente zu sammeln. Dennoch gab es für beiden einschneidende Begegnungen, die einen besonderen Platz im gedanklichen Memoirenschrank einnehmen: „Das Spiel, das mir als erstes in Erinnerung kommt, ist natürlich das Qualifikationsspiel zur Champions League - das Play-Off-Spiel gegen Dynamo Zagreb zuhause, in dem es um alles gegangen ist. Wir hatten die Chance zum ersten Mal in die Champions League zu kommen, mit dem ein Kindheitstraum in Erfüllung gegangen ist und ich auch so nie gerechnet hätte. Vor allem wenn man bedenkt, wie häufig Salzburg es probiert hat – dann muss man erst einmal in einer Liga mit Salzburg Meister werden – und wir haben es beim ersten Versuch geschafft. Das Match war etwas ganz Besonderes: Mir ist damals das 1:0 zugeschrieben worden, dann hat es lange Zeit ganz ganz schlecht ausgeschaut und kurz vor Schluss haben wir dann den Anschlusstreffer zur 2:3-Heimniederlage noch geschafft und dann sind alle Dämme gebrochen. Das war ein ganz besonderes Erlebnis“, beschreibt unser Flo die Qualifikation für die Königsklasse mit der Austria im August 2013. Für unseren Passi fällt die Wahl auch nicht schwer: „Ganz klar das erste Länderspiel, weil das einfach – wie vorher schon erwähnt – etwas ganz Besonderes ist und wenn man nicht nur einberufen wird, sondern auch spielen darf. Es gibt nicht allzu viele Spieler, denen diese Ehre zuteilwird. Ein Spiel, das mir immer in Erinnerung bleiben wird. Es ist noch eine Stufe größer als ein Spiel in der Bundesliga oder in der Europa-League. Dann gibt es natürlich auch einige Spiele aus dem Nachwuchsbereich, an die man sich einfach gerne zurückerinnert. Seien es gewisse Anekdoten, die sich zugetragen haben oder schöne Momente oder Enttäuschen, die man Revue passieren lässt, fallen einen ein Haufen denkwürdiger Momente ein, wobei die schönen klar überwiegen. Hier und da denkt man auch einmal dran, was nicht so gut gelaufen, kann aber heute im Nachhinein darüber lachen.“  

Auf die Frage, welches Spiel die beiden noch einmal gerne spielen würden, schießt unser Goalie diesmal die Antwort hinaus: „Ja dazumal am ASKO-Platz, wenn jemand am Kleinfeld aus 50 Metern aufs Tor schießt, weil das relativ fein war “, worauf Flo aber bestimmend einwirft: „Man darf nicht vergessen, da gibt’s ja eine Vorgeschichte: Der IAC (Passis Team, Anm.) hat damals viele Gegentore bekommen, deswegen haben sie sich dann besser auf uns eingestellt und auch aus der Einsermannschaft den einen oder anderen Spieler dazugenommen – unter anderem den Tormann – und deshalb war es für uns als kleinen Verein auf Rasenplatz ganz schwer zu bestehen.“ 

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Vom Aufstieg in den Alltag

2009/10 gelang unserer Nummer 1 mit Wacker der Aufstieg von der zweiten in die erste Liga Österreichs, Flo Mader gelang dieses Kunststück sogar schon dreimal. Die Gründe für eine erfolgreiche Zweitliga-Saison sieht unser Mittelfeldspieler im Kollektiv: „Ich hab Gott sei Dank schon dreimal den Aufstieg aus der zweiten in die erste Liga miterleben dürfen, damals mit Wacker, dann mit Altach und St. Pölten. Uns hat immer ein ganz starker Mannschaftsgeist ausgezeichnet, wir wollten das Ziel unbedingt erreichen und dass die ganze Mannschaft, auch wenn es manchmal persönliche Eitelkeiten gegeben hat, dem Erfolg alles untergeordnet hat und der Aufstieg für jeden Spieler ein absoluter Mehrwert ist. Dann hat eines das andere ergeben und man braucht in gewissen Drucksituationen die nötige Ruhe und das Vertrauen, dass man das auch schaffen kann.“ Unser Passi stößt ins selbe Horn: „Ich denke, der Flo hats schon gut beschrieben. Am wichtigsten sind der Zusammenhalt im Team und der Fokus auf das Ziel, den Aufstieg. Selbstverständlich braucht man auch sehr viel Glück, einen Lauf und in den entsprechenden Momenten die Tore bzw. auch einen Stangenschuss auf Seiten des Gegners, dass man wieder in so einen Lauf hineinkommt, wie wir ihn im Herbst hatten. Da geht vieles von alleine. Es gibt in jeder Saison Phasen, in denen vieles nicht so leicht von der Hand geht, wie man es vielleicht die Monate davor gewohnt war. In diesen Phasen muss man auch die Ruhe und den Glauben an sich selbst behalten und versuchen, gemeinsam diese Phasen zu übertauchen. Wenn dann noch das nötige Quäntchen Glück dazukommt, kann man den Aufstieg schaffen.“

Den Umstieg auf das Niveau in der Bundesliga birgt für unseren Tormann vor allem langfristige Gefahren: „Am Anfang nimmt man die Euphorie mit, vieles geht wie von selbst, es ist eine besondere Situation, die noch einmal extra Kräfte freisetzt. Es ist für viele Neuland und etwas Besonderes und man steigert sich mit der Aufgabe. Entscheidend wird dann die Phase, wenn man sich akklimatisiert hat, wie man dann mit der Situation umgeht. Dass das Niveau in der Bundesliga höher ist, ist natürlich klar, darum spielen die einen oben und die anderen unten. Die Frage ist, ob man es schafft, sich an das Niveau anzupassen. Dazu kommt dann der Mannschaftsgeist, das nötige Glück und natürlich die eigene Qualität – das darf man nicht außer Acht lassen.“ Auch unser Flo erlebte den Umstieg ähnlich: „ Wir haben damals nach dem Aufstieg gegen den aktuellen Meister, den GAK, gespielt, und - wie der Passi schon gesagt hat – mit der Euphorie, dem Zusammenhalt und punktuellen Verstärkungen das Spiel auch mit 1:0 gewonnen. Natürlich kommt dann die Phase, in der sich alles normalisiert und ein bisschen zum „Alltag“ wird und dann muss man die Leistung auch abrufen, wenn die Euphorie weniger geworden ist.

Spieler, Trainer & Feste

Wer so viel erlebt hat wie unsere Routiniers, der kann und muss vielleicht auch diesen Mehrwert an die nächsten Generationen weitergeben. Deshalb können sich die beiden nach der Spielerkarriere einen Verbleib als Trainer im Fußball mehr als nur gut vorstellen: „Ich bin jetzt schon bei der WSG im Nachwuchsbereich und im Individualtraining, das die WSG seit eineinhalb Jahren sehr gut und professionell aufgezogen hat, tätig. Im Sommer veranstalten ich gemeinsam mit dem Thomas Pichlmann mehrere Fußballcamps, wo ich auch als Trainer fungiere. Zurzeit bin ich aber zu 100 Prozent Spieler. Momentan gilt es, jede Energie in unser gemeinsames Ziel zu stecken. Das wird noch ein weiter Weg, es wird schwer genug und sich ob der starken Konkurrenz bis zum Schluss ziehen. Jetzt geht es um die Mannschaft, danach kann man selber schauen, was die Zukunft bringt.“ 

Auch unser Flo kümmert sich bereits um die grün-weißen Nachwuchshoffnungen: „Ich hab den ersten Schritt mit der UEFA B-Lizenz absolviert und dürfte jetzt ab er fünften Liga abwärts das Training leiten. Ich bin wie der Passi auch bei uns im Nachwuchs - so gut es geht - tätig und bei der U14 dabei. Ich merke, dass es mir sehr viel Spaß macht und man schnell durch den persönlichen Bezug zur Mannschaft in das Ganze hineinwächst.  Im Moment steht aber noch der Spieler Flo im Vordergrund. Alles zu seiner Zeit, aber ich kann mir das schon sehr gut vorstellen.“

Mit dem Regionalliga-West-Titel mit der SPG und der österreichischen Meisterschaft haben die beiden schon Erfahrung im gemeinsamen Feiern. Gegen eine zusätzliche Okkasion im Juni hätte keiner etwas einzuwenden: „Wir haben schon die eine oder andere Erfahrung in Sachen Festivitäten zusammen gesammelt, das stimmt“, resümiert Passi. „Auch den Frust haben wir gemeinsam bewältigt, das ist uns auch schon passiert“, ergänzt Flo. „Es wäre natürlich schön, wenn es im Sommer wieder etwas zum Feiern gibt, umso schöner, wenn wir es wieder zusammen feiern könnten. Aber es würde auch mit allen anderen im Verein einen Haufen Spaß machen! “ findet unser Tormann die passenden Worte zum Abschluss.  

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