06. Dez. 2020
Die WSG Tirol fertigt am Nikolo-Tag die Europaleague-Helden vom WAC mit 4:1 ab. Einer beeindruckenden ersten Halbzeit folgt ein finales Furioso.
Das Wetter war grausig: Dauerregen am zweiten Tag – der Himmel über dem Tivoli in eine graue Wolkendecke gehüllt. Die Zeit eine fordernde: Corona für alle, dazu Reisestrapazen für den WAC. Und der Tag ein besonderer: Nikolaus.
Geschenke gab’s aber keine. Zumindest nicht zu Beginn der Partie. Denn schon nach knapp drei Minuten hatte Kelvin Yeboah, von David Schnegg ideal bedient, die frühe Führung für die WSG am Fuß – aber er verstolperte. Auf der anderen Seite vergab Michael Liendl (10.) eine Freistoßmöglichkeit aus aussichtsreicher Position.
In Minute 15 hätte es fast im Kasten der Kärntner gebimmelt, ja vielleicht sogar bimmeln müssen, aber Zlatko Dedic scheiterte nach akrobatischer Einlage von Florian Rieder alleinstehend aus drei Metern an WAC-Goalie Alexander Kofler. Zwölf Minuten später war aber auch für den Ausnahmeflieger im Tor der Eurofighter Schluss mit lustig. Ein Freistoß von Nemanja Celic von rechts, David Gugganig (26.) mit Lufthoheit, Kofler geschlagen. Das erste Bundesligator des Kärntners – ausgerechnet gegen Kärntner. Eine Führung, die sich abzeichnete. Und die nur drei Minuten später ausgebaut wurde. Ebenfalls per Kopf, diesmal von Yeboah (30.). Ein wichtiger Treffer, der die Blockade im Kopf des 20-Jährigen endlich löste.
WSG dominierte
Die WSG agierte, der WAC reagierte. Die Tiroler bis dahin vorne hui und hinten
makellos. Und wenn der Tabellendritte des Vorjahres doch mal zu einer seiner
seltenen Chancen kamen (38., Peric), stand man sich gegenseitig im Weg. Weil
die Tiroler weitere Einschussmöglichkeiten vergaben (Koch, 31. / Rieder, 38.)
und die Kärntner keine mehr hatten, ging’s mit zwei Toren Differenz in die
Pause. Ein Ergebnis, das WAC-Coach Ferdinand Feldhofer beim Pausentee zum
Aktivwerden zwang. Mit Taferner, Vizinger, Leitgeb und Lochosvili warf er nahezu
alles in die Waagschale, was seine hochkarätige Bank zu bieten hatte. Eine Wechselorgie,
die dazu führte, dass sich der Spielaufbau der Kärntner ordnete und Chancen
kamen. Die erste (von Dejan Joveljic/63.) zerschellte noch am großartigen Reflex
von WSG-Goalie Ferdinand Oswald, die zweite saß: Von Christopher Wernitznig ideal
bedient, brachte Joveljic den WAC zurück in die Partie. Für zwölf heiße Spielminuten,
in denen der Pfosten den Ausgleich (71.)
verhinderte. Dafür machte Tobias Anselm (77.) – wenige Augenblicke zuvor für Dedic
ins Spiel gekommen – für die WSG am Nikolo-Tag den Sack zu. Das 4:1 durch Renny
Piers Smith (94.) nach Vorlage von Benni Pranter, war nur noch Draufgabe. Ein
verdienter Sieg der Tiroler, die gegen müde Kärntner wiederum phasenweise
hochklassigen Fußball boten.
Am kommenden Sonntag (13.12.) geht’s für die WSG in Wien-Hütteldorf weiter. Ab 14:30 wartet der Rekordmeister auf Oswald & Co.
WSG
Swarovski Tirol – RZ Pellets WAC 4:1 (2:0)
Tivoli | Schiedsrichter Oliver DRACHTA
Tore: Gugganig (26.), Yeboah (30.), Anselm (77.), Renny Piers Smith (94.); Joveljic (65.)
Rote Karte: Lochoshvili (81.)
Die WSG spielte:
Ferdinand OSWALD; Fabian KOCH, Raffael BEHOUNEK, David GUGGANIG, David SCHNEGG; Thanos PETSOS (75. Johannes NASCHBERGER), Nemanja CELIC, Žan ROGELJ (85. Benjamin PRANTER), Florian RIEDER (Renny Piers SMITH); Kelvin YEBOAH (85. Nikolai Baden FREDERIKSEN), Zlatko DEDIC (75. Tobias ANSELM).
Der WAC spielte:
Alexander KOFLER; Guram GIOBELIDZE (65. Jonathan SCHERZER), Stefan PERIC (46. Luka LOCHOSVILI), Dominik BAUMGARTNER, Michael NOVAK, Nemanja RNIC; Michael LIENDL (46. Mario LEITGEB), Kai Lukas STRATZNIG (46. Dario VIZINGER), Christopher WERNITZNIG; Dejan JOVELIJC, Eliel PERETZ (46. Matthäus TAFERNER).
Stimmen zum Spiel:
Thomas Silberberger (WSG-Trainer): „Wir haben heute zwei grundverschiedene Halbzeiten gesehen. Die erste Halbzeit war das Beste, was wir seit Monaten gespielt haben. Wir hätten auch noch höher führen können, haben alles im Griff gehabt. Nach dem Wechsel beim WAC hat man schon gesehen, warum sie momentan in Europa für Furore sorgen – da haben sie uns reingedrängt. Da hatten wir, ähnlich wie in Ried, wieder Angst vor dem Sieg. Mit dem 3:1 durch Tobi Anselm ist es wieder in die andere Richtung gegangen. Zum Schluss hat uns natürlich die rote Karte in die Karten gespielt. Mit dem 4:1 war der WAC noch gut bedient. In Summe ein toller Auftritt von uns. Wenn wir etwas bemängeln wollen, dann die 25 Minuten in der zweiten Halbzeit. Ansonsten sind wir sehr stolz auf das Ganze.“
Tobias Anselm: „Es war heute eine super Mannschaftsleistung. Auch die Widerstände
in der 2. Halbzeit haben wir als Mannschaft gemeistert. Die Richtung stimmt.“
Thanos Petsos: „In der ersten Halbzeit haben wir sehr gut den Ball laufen lassen.
Wir wussten, dass der WAC eine spielstarke Mannschaft ist. Aber dadurch, dass
wir auch mit dem Ball sehr gut waren, fanden wir immer wieder Möglichkeiten vor,
in die Tiefe zu spielen und gingen dann verdient mit 2:0 in die Pause. Dann gaben
wir dem Gegner zu viele Räume und bekamen den Anschlusstreffer und einen
Stangenschuss. Ab der 75. Spielminute fingen wir uns ein bisschen und machten glücklicherweise
nach einer Ecke das 3:1. Damit war das Thema gegessen. Dann kam nicht mehr
allzu viel vom WAC und wir machten das 4:1. Ich denke, dass es insgesamt ein
verdienter Sieg war.“
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