18. Okt. 2016

Kapfenberg fällt, fast

Zweimal gehen die Grün-Weißen in Führung. Zweimal gelingt den Steirern der Ausgleich.

Was war das für eine Partie? Viele Torchancen, viele Tore. Am Ende steht es 3:3 und niemand weiß so recht, soll man sich freuen oder doch ärgern? Vor dem Spiel hätte wohl ein jeder den einen Punkt mitgenommen, immerhin war der Tabellenvierte zu Gast in Wattens. Nach dem Spiel schaut die Welt jedoch anders aus, immerhin hatte man die spielstarken Steirer über eine Stunde gut im Griff und konnte zwei Mal in Führung gehen, einmal sogar mit zwei Toren Unterschied. In Minute 93 muss man aber auch wieder froh sein, dass Schiri Schüttengruber nicht auf Strafstoss, sondern auf Schwalbe entscheidet. Was war also passiert? Wie soll man dieses Spiel einordnen und wie hat der Matchplan funktioniert?

Halbzeit 1

Das Spiel beginnt, wie ein typisches WSG-Spiel beginnt, mit einer hellwachen grün-weißen Mannschaft und vollem Elan. Dieser macht sich auch gleich bezahlt. Die Kapfenberger scheinen sich die Konterstärke unserer Truppe gemerkt zu haben, immerhin scheint es ganz so, als würden sie uns locken und Konter um jeden Preis verhindern wollen. Kapfenberg steht tief, nur ein Stürmer beackert die Gegend rund um den Mittelkreis. 

In Minute 6 ist es aber genau ein schnell vorgetragener Konter der zur Führung führt. Lukas Katnik trifft nach einer herrlichen Kombination über Topitsch und Gebauer zum 1:0. Die erste Viertelstunde gehört unserer Mannschaft, die den Kapfenbergern kaum Räume lässt. In der 20. Minute eine weitere gute Chance, doch der Flachschuss von Kevin Nitzlnader bringt nichts Zählbares ein. Auffällig: Benjamin Pranter lässt sich immer wieder fallen, holt die Bälle aus der eigenen Hälfte und treibt das Spiel an. Dadurch wird aus dem nominellen 4-3-3 schnell ein 4-4-2 mit Katnik und Gebauer an vorderster Front. Nach der Balleroberung geht es dann meist schnell. Ein diagonaler Pass, ein Seitenwechsel oder ein steiler Pass in die Spitze und schon brennt es in Kapfenberger Tornähe. Nach 25 Minuten wechseln Pranter und Gebauer die Seiten, was zusätzlich für steirische Unruhe sorgt. 

Eine typische Situation ereignet sich in Minute 30. Ein direkter, steiler und weiter Pass aus der eigenen Hälfte auf Gebauer, der wird knapp vor dem 16er abgedrängt und kommt nicht zum Abschluss. Danach kommt der KSV zu zwei Möglichkeiten. Ein Weitschuss aus 20. Metern geht über das Tor, ein Schuss aus spitzem Winkel ans Außennetz. Bis zum Pausenpfiff passiert nicht mehr all zu viel. Unsere Mannschaft hat die Partie weitestgehend im Griff. Kapfenberg wird nur im Konter ab und an gefährlich. Kurz vor der Pause dann noch ein sehenswerter Spielzug in grün-weiß. Toplitsch mit einem sehenswerten Pass über die Köpfe der KSV-Abwehr, die Kugel landet bei Benjamin Pranter, der verzieht knapp. Mit einer verdienten 1:0 Führung geht es in die Kabinen.

Halbzeit 2

In der zweiten Halbzeit ändert sich das Bild. Der Grund, die Steirer treffen nur eine Minute nach Wiederanpfiff zum 1:1. Torhüter Oswald kann klären und faustet den Ball an den 16er. Dort gelingt es nicht, den Ball schnell nach vorne zu bringen, die Kapfenberger können noch einmal in die Mitte flanken, dort stimmt dann die Zuordnung nicht mehr. Aus kürzester Distanz treffen die Gelben zum Ausgleich. Doch die Antwort lässt nicht lange auf sich warten. Wenige Minuten später ist der KSV gerade im Vorwärtsgang, unsere Mannschaft erobert den Ball, Florian Toplitsch beweist gutes Auge und viel Gefühl im Fuß und schickt Lukas Katnik auf Reisen. Der startet genau im richtigen Augenblick, überläuft die gelben Verteidiger und trifft mit einem satten Schuss zur 2:1 Führung. Danach geht alles ganz schnell. Wieder eine Balleroberung im Mittelfeld, wieder hat Florian Toplitsch die Beine im Spiel, ein schneller Doppelpass mit dem stets anspielbaren und sehr beweglichen Lukas Katnik, ein Pass auf den Flügel, ein Schuss von Benjamin Pranter und nur eine Minute nach dem 2:1 steht es plötzlich 3:1. Kollektiver Freudentaumel.

Und es geht weiter. Diesmal wieder auf der anderen Seite. Nach einem Einwurf der Kapfenberger gelingt es unserer Hintermannschaft nicht in die Zweikämpfe zu kommen. Die Steirer kombinieren schnell und ballsicher. Acht Pässe nach dem Einwurf vollendet Schagerl und macht den Anschlusstreffer. In den nächsten 15 bis 20 Minuten nehmen die Gäste Fahrt auf. Durch den Anschlusstreffer beflügelt, rollt nun ein Angriff nach dem anderen auf das Tor von Torhüter Oswald. Trainer Silberberger reagiert und bringt in dieser Phase gleich drei Abwehr-Routiniers zur Stabilisierung. Niels-Peter Mörck, Michael Steinlechner und Martin Svejnoha sollen in dieser Phase für die nötige Stabilisierung sorgen. In Minute 68 hat Kapfenberg die vorerst größte Ausgleichschance, doch der Ball geht knapp am langen Pfosten vorbei. Dann ein verhängnisvoller Freistoß von der rechten Seite. Der Ball kommt zur Mitte, der baumlange Kapfenberger Verteidiger Nieblas steigt hoch und kommt fast ungehindert zum Kopfball. Der 3:3 Ausgleich.

Obwohl das Momentum nun auf Seiten der Gäste liegt, diese auf den Siegtreffer hoffen und unsere Mannschaft nach einer kräfteraubenden Partie eher mit Defensivaufgaben beschäftigt ist, geht noch einmal ein Ruck durch Grün-Weiß. In der 84. und 85. Minute haben Toplitsch und Zimmerhofer gleich zweimal die Möglichkeit, um den abermaligen Führungstreffer zu erzielen. In Minute 93. dann der Schock. Ein Kapfenberger fällt im Wattener Strafraum, ein Pfiff. Doch Schiri Schüttengruber entscheidet auf Schwalbe. So bleibt es beim sehr ereignisreichen und nervenaufreibenden 3:3 Unentschieden. Was bleibt? Irgendwie kann man sich schon ärgern, immerhin wurde zweimal eine Führung aus der Hand gegeben. Irgendwie kann man sich aber auch freuen, immerhin hat man gegen eine spielstarke Kapfenberger Mannschaft drei Tore erzielt und war in der ersten Hälfte absolut spielbestimmend. Drei Dinge sind jedenfalls sicher: 1. Wir haben gegen den Tabellenvierten einen wichtigen Punkt geholt, 2. Unsere Stürmer treffen (wieder) und haben Selbstvertrauen aufgebaut und 3. Im Spiel am Freitag gegen den LASK wartet eine neue Chance, um zu zeigen, dass man auch gegen die "Großen" gewinnen kann.

WSG Swarovski Watten - Kapfenberger SV 3:3 (1:0)

Gernot Langes Stadion, Wattens
Schiedsrichter: Manuel Schüttengruber
Zuschauer: 1.080

WSG Swarovski Wattens:

Oswald - Zimmerhofer, Neurauter, Popp, Buchacher - Nitzlnader, Kekez, Toplitsch - Pranter, Katnik,  Gebauer,

Kapfenberger SV

Nicht - Seebacher, Nieblas, Lakic-Pesic, Sharifi - Sencar, Ritscher, Flecker, Schagerl, Joao Victor - Jorge Elias

Tore:

Katnik (6. und 51.), Pranter (52.) bzw. Jorge Elias (47.), Schagerl (57.), Nieblas (76.)

Gelbe Karten:

Mörck, Buchacher bzw. Jorge Elias, Joao Victor

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