06. Jun. 2019
Unser Trainer Thomas Silberberger über die kommenden Wochen
Seit 2013 steht unser Trainer Thomas Silberberger für unsere WSG an der Outlinie. In über 200 Pflichtspielen - 100 davon im Profifußball - gelang ihm und seiner Mannschaft der Marsch von der Regionalliga in die Tipico Bundesliga. Im ausführlichen Interview erzählt unser Coach unter anderem, ob er das Erreichte überhaupt schon realisieren konnte, wie die kommenden Wochen aussehen und wie er mit der Kritik im vergangenen Jahr umging.
Meistertrainer, Trainer des Jahres in der HPYBET 2.Liga und zum Drüberstreuen noch Geburtstag – viel Zeit zu Rasten hatte unser Coach Thomas „Silbi“ Silberberger in den letzten Tagen nicht – und das wird sich in den nächsten Tagen auch nicht ändern, denn nach der 2.Liga ist vor der Bundesliga. Einen Moment, um sich des Erreichten einmal richtig bewusst zu werden, gab es für unseren Coach noch nicht: „Die Zeit habe ich definitiv noch nicht gehabt. Ich wollte am Wochenende auf einen Berg gehen, aber es ist sich nicht ausgegangen. Die Feierlichkeiten haben kein Ende genommen und seit Dienstagfrüh sind wir im Büro. Es warten große Aufgaben auf uns, wir – der Stefan Köck und ich – übernachten fast im Büro, weil wir sieben Transfers tätigen müssen. Aber ich habe es mir fest vorgenommen, dass ich am Wochenende eine Radltour mache und das ganze Revue passieren lasse.“
Vergangene Woche noch mittendrin im Kampf um den Titel wartet heute der volle Fokus auf die Tipico Bundesliga, eine richtige Pause für das Sportbüro gab es nicht. Das geht einem Trainer schon an die Substanz: „Es zerrt natürlich an den Kräften, aber der Beruf ist mein Hobby. Ich lebe meinen Traum, bin hauptberuflich Fußballtrainer. Als Kind am Tivoli wollte ich A Fußballprofi werden und danach Coach des FC Swarovski Tirol. Jetzt bin ich Coach dieser Mannschaft und im Endeffekt ist ein Bubentraum in Erfüllung gegangen. Das gibt einem schon sehr sehr viel Kraft für die kommenden Aufgaben, auch wenn man wenig Erholung hat.“
Wer den Schritt ins Büro unserer sportlichen Führung wagt, fühlt sich an einen Asterix-Comic erinnert. Es herrscht ein ständiges Kommen und Gehen, Manager, Kicker und Betreuer geben sich die Klinke in die Hand. „Ab 8 bin ich im Büro, ab 08:30 gehen die Termine los. Telefonkonferenzen mit Spielerberatern, mit Spielern selber. Der Tag geht ohne Mittagspause bis 17:30 – 18:00, dann nehmen wir uns auch einmal eine Stunde raus, besprechen alles und fahren dann nachhause.“, beschreibt Silbi einen normalen Arbeitstag.
Mit dem Aufstieg in die höchste Spielklasse Österreichs ändern sich nicht nur die Gegner, sondern klarerweise auch deren Schlagkraft. Es bedarf einiger Veränderungen, die Stärken werden forciert: „Die Spielanlage wird sich ändern. Es wäre vermessen zu sagen, dass wir unser Spiel wie gehabt gegen Salzburg, Rapid, Austria oder dem LASK weiter durchziehen – das ist ein Ding der Unmöglichkeit. Wir werden unseren Spielstil adaptieren. Der Fokus wird ähnlich dem ersten Jahr in der Sky Go Erste Liga auf schnelles Umschalten liegen und natürlich auf Standardsituationen, die ein großes Thema bei mir sind. Wir schauen, dass wir großgewachsene Spieler kriegen, weil wir ja eine relativ kleingewachsene Truppe sind. Dennoch haben wir heuer eine sensationelle Quote bei ruhenden Bällen gehabt.“
Gerad in Situationen, in denen es für unsere Mannschaft nicht nach Wunsch lief, war auf die Standards stets Verlass. Das rief natürlich auch Kritiker auf den Plan, die unserer WSG vorwerfen, spielerisch marode zu agieren. Vorwürfe, die unseren Coach kalt lassen: „Wir sind von außen viel kritisiert worden, dass wir nicht gut spielen, schwer in die Gänge kommen. Fakt ist: Am Ende des Tages geht es um Erfolg oder Misserfolg. Ersterer ist im gewaltigen Maß in Wattens eingetreten, deswegen kann ich auch gut damit leben, dass wir nicht übermäßig attraktiv fußballgespielt haben. Wir zeigen erfolgreichen Fußball und das ist zehnmal wichtiger als attraktiv zu spielen. Das Erreichen des Zieles gibt uns Recht, obwohl wir eigentlich ein Jahr lang belächelt wurden. Ein guter Grundsatz bzw. eine gute Entscheidung in meinem Leben war, dass ich kaum den Sportteil einer Zeitung lese, dass ich mich aus den sozialen wie asozialen Medien heraushalte. Das sorgt für Lebensqualität. Fakt ist auch: Es hat ja keiner die Eier, dir Kritik ins Gesicht zu sagen.“
Bereits zum Saisonstart ging unsere Mannschaft mit dem Vorsatz ans Werk: Wir wollen aufstiegen. Kein leichtes Gepäck, das auf den Schultern der Sportler lastete. Ein Kaderumbruch mit neun neuen Spielern war die Folge: „ Der Rucksack „Aufstieg“ war meines Achtens nicht so schwer. Viel schwerer war es, die vielen neuen Spieler zu integrieren – das hat seine Zeit gebraucht. Wichtig war das Sommertrainingslager in Lermoos. Das hat uns viel Kraft gegeben und die Zeit jene Dinge genau anzusprechen, die auf uns zukommen. Ich kann sagen, wir hatten den perfekten Plan bis zur Winterpause. Im Winter-Trainingslager in Spanien haben wir noch einmal den perfekten Plan ausgearbeitet. Ich habe gesagt, dass es nach dem Wiener Neustadt-Match gut sein kein, dass Ried uns überholt, wir aber mit der vermeintlich leichteren Auslosung zum Schluss ganz vorne sein werden und so ist es dann auch eingetroffen. Wir waren sehr gut in der Strategie und Planung.“
Alle Planungen und Strategien bringen aber nichts, wenn ein Rekordwinter diesen einen Strich durch die Rechnung macht. Die Schneemassen zwangen unsere Mannschaft nicht selten zu kurzfristigen Improvisationen. Umso stolzer zeigt sich Silbi, dass wir es trotz dieser Umstände zum Meistertitel schafften: „Die Genugtuung ist groß, weil mich ein Kritiker bzw. Kolumnist angeschossen hat, dass wir nur nach Ausreden suchen, wenn es im Frühjahr nicht mehr laufen sollte. Fakt ist, dass wir im Winter fast stündlich improvisieren mussten, es in ganz Tirol keinen freien Kunstrasen gab. Wir haben Trainings in die Halle oder nach hinten verschieben müssen, oder im schlimmsten Fall sogar absagen. Es war nicht einfach, aber umso stolzer bin ich, dass wir unsere Ziele dennoch erreicht haben.“
Eine solide Saison im Mittelfeld sprach unserer Mannschaft seit dem Aufstieg in die Sky Go Erste Liga 2016 niemand zu. Im ersten Jahr waren der Abstiegskandidat Nummer eins, dann der Geheimfavorit auf den Titel und zuletzt der Mitfavorit auf die Meisterschaft. An eine Spielzeit ohne äußere Zielsetzung glaubt unser Trainer nicht: „ Das wird so nicht geschehen. Unsere Rolle geben ja die Experten vor bzw. wohin wir tendieren. Es ist ja dann auch schön, wenn die Experten irren. Wobei ich dazusagen muss, wann ist in Österreich jemand ein Experte? Wenn jemand das Panini-Album richtig einpickt ist er ein Experte, das kommt ja noch dazu. Wir werden das gleiche durchmachen, wie nach dem Aufstieg in die Sky Go Erste Liga. Wir sind Abstiegskandidat Nummer eins. Sollten wir es schaffen oben zu bleiben, spielen wir im zweiten Jahr vielleicht schon eine vernünftige Rolle, im dritten Jahr dann vielleicht wieder als Geheimfavorit auf den Titel. Im Endeffekt wiederholt sich die Geschichte. Ab sofort sind wir laut Experten Abstiegskandidat - aber noch einmal, was ist in Österreich ein Experte.“
Die Vorfreude auf die neue Saison ist im WSG-Lager deutlich spürbar. Wenn alle Spieler verpflichtet, trainiert und bereit sind und der Schiedsrichter die erste Partie unserer WSG am Tivoli anpfeift, wird sich die Arbeit der letzten Jahre gelohnt haben: „Die Vorfreude ist riesig - tolle Stadien, tolle Vereine – da freuen wir uns richtig drauf. Eine realistische Zielsetzung ist der Ligaverbleib – und das ist auch die einzige Zielsetzung, die wir verfolgen. Alles andere wäre vermessen. Aber es ist auch nicht so, dass wir nur den Abstieg thematisieren. Wenn du nur daran denkst, dann passiert es auch. Wir wollen und werden unsere Rolle in der Tipico Bundesliga finden“, schaut sich unser Trainer positiv in die grün-weiße Zukunft.
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